Samstag, 8. April 2017

Schillers Lied von der Glocke - jetzt: Das Lied von den Vorurteilen

Das klassische Gedicht "Die Glocke" neu verfasst  zu einem Thema, das leider immer aktuell bleiben wird - mit Textpassagen aus dem Original 


Das Lied von Vorurteilen

Weltweit auf der Erden    
sind Vorurteile eingebrannt.
Kann das jemals anders werden
überall -  in jedem Land?

Sie debattieren heiß,
von der Stirn rinnt kalter Schweiß.
Macht es Sinn sich selbst zu loben
oder kommen Regeln nur von oben?

Zu allen Fragen, die Sorgen bereiten,
geziemt sich wohl ein ernstes Wort.
Wenn feurige Reden den Weg begleiten,
dann schwemmt das manchen Zweifel fort.
So lasst uns jetzt mit Mut betrachten,
was durch die Geisteskraft entspringt.
Engstirnigkeit muss man verachten,
die nicht bedenkt, was sie vollbringt.
Der Mensch wir mit Verstand geboren,
doch wer nie lernt zu denken,
dem geht er irgendwann verloren 
und dessen Schritte werden andre lenken.

Der Denker liest sich Wissen an, 
denn umfangreich so soll es  sein,
dass er dadurch erwägen kann.
was gehört ins Meinungsbild hinein;
Zum heißgekochten Medienbrei
holt er den Buchstabensalat der Lexika herbei,
rühret eine zähe Kenntnisspeise  
die schwer vom Löffel rinnt auf kluge Weise.

Vorurteile sind die tiefe Grube
in die Einfaltspinsel fallen.
Laut aus des Turmes Glockenstube,
hört man die Dummheit durch die Mauern schallen.
Noch dauern wird es viele Tage
und rühren vieler Menschen Herz,
die diesen Stumpfsinn still beklagen
und spüren einen machtlos Schmerz.
Sie stöhnen über Ungerechtigkeit und Wut, die die Torheit bringt.
Ein Murren, das zu leise klingt.
Und die falschen Propheten grölen im Chor
und tun mit Parolen sich hervor.

Männer in Tuniken, die ins Auge springen;
sie mischen sich unter den Fußgängerfluss.
Städte in die Burka-Trägerinnen dringen,
abseits vom Einheitsguss.
Multikulti, andersgläubig, das macht bange,
bleibt unser Sozialsystem dennoch in Gange?
Großfamilien mit einer Kinderschar,
und keiner erinnert sich, wie’s bei uns früher war.

Die Frau trug ihr Haar als fest drapierten Zopf
und in der Öffentlichkeit mit ihren Kindern an der Hand
stets Tuch, Hut oder Haube auf dem Kopf.
Das war so üblich auf dem Land!
Fünf Kinder waren keine Seltenheit,
die früh zur Mithilfe standen bereit.
Konfessionsfremd heiraten war ein Tabu,
weder Familie noch die Kirche stimmten diesem Frevel zu.
Den Schritt zurück soll niemand gehen,
doch die Welt mit andern Augen sehen,
Banal zu hoffen, dass der Mensch in Frieden lebt,
denn allzu oft wird nur der eigne Vorteil angestrebt.

Macht- und Geldgier entfalten ihre Triebe,
doch prüfe, wer sich an Egoismus bindet,
ob er damit den Weg zum Glücke findet:
der Wahn so kurz und lang die Reue?
Und mit des Geschickes Mächten
ist kein ew'ger Bund zu flechten.
Mord, Totschlag, Leid und Traurigkeit,
der eine oben, viele unten, gibt das dem Sieger Seeligkeit?
Noch schlimmer ist das Kriegsgeschehn,
wenn Länder und Bewohner untergehn.
Gewalt und Bomben reißen Wunden,
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Mütter schreien in den Kriegswirren.
Tiere wimmern unter Trümmern;
Alles rennt, rettet sich und flüchtet,
wenn die Feuerbrunst die Nacht erhellt.
Durch die Hände wandert der Eimer und spritzt Wasserwogen,
bis der nächste Bombenhagel kommt geflogen.
Fassungslos des Himmels Wolken schauen
in die öden Fensterhöhlen und ihr Grauen.
Hilflos pflanzen Menschen trauernd Samen in der Erde Schoß,
hoffen, dass über Särgen, die Welt erblüht zu einem bessren Los.

Geflohen voller Angst und Pein,
so trifft ein mancher ganz allein
im geordneten Europa ein, und dankt betend jede Nacht,
dass das erste Wunder ist vollbracht.
Süße Eintracht liegt freundlich über dieser Stadt.
Möge nie der Tag erscheinen, wo des rauen Krieges Horden
durch  diesen Frieden toben.
Mental und körperlich fühlt er sich matt.

Doch einen Neuanfang will er hier wagen,
nur Mut – kein Grund am Schicksal zu verzagen!
Im Lager ist es nett,
reichlich zu essen und ein saubres Bett.
Jetzt kann es nur noch aufwärts gehen,
was soll in einem sicheren Land geschehn?
Die Menschen sehn zwar seltsam aus,
das lockere Outfit ist ein Graus,
Moral scheint hier ein andres Wort
als daheim an seinem Heimatort.

Weltweit auf der Erden
sind Vorurteile eingebrannt.
Kann das jemals anders werden
überall - in jedem Land?

Doch es sind nicht nur die guten,
die unser Land jetzt fluten,
nein es sind nicht alle Engel,
sondern auch manch krimineller Bengel.
Der eine träumt vom schnellen Geld,
der andere sprengt die halbe Welt.
Realitäten, die den Bürger schrecken
und Ängste in ihm wecken.
Der Ruf erschallt
nach Polizei und Staatsgewalt.

Wo rohe Kräfte walten,
kann Harmonie sich nicht entfalten.
Das sieht der Optimist mit Sorgen,
denn er vertraut auf einen positiven Morgen.
Die Welt, die war schon immer bunt
tut er mit Überzeugung kund.
Auch in unseren Gefilden
will man sich Angst und Furcht nicht  beugen,
 stets gab es Verbrechergilden, doch
dem Misstrauen die Oberhand zu geben,
das kann keine Energie erzeugen
und ist‘s nicht, wonach Menschen streben.
Er fragt, sind Schleier oder Herkunft wichtig,
oder Toleranz und Miteinander richtig?
Gesetze und Regeln sind für alle Bürger Pflicht,
Kultur sieht jedes Volk aus eigner Sicht, Leitkultur bedarf es nicht!

Weltweit auf der Erden
sind Vorurteile  eingebrannt.
Kann das jemals anders werden
überall - in jedem Land?

Nur wenn wir jedes Leben achten,
nicht nur nach Profit und Vorteil trachten,
wenn wir Traditionen respektieren
ohne uns selbst zu verlieren
wenn wir miteinander sprechen
um den anderen zu verstehen
nur dann wird diese Welt nicht untergehen!


Das Lied von der Glocke 

Fest gemauert in der Erden
steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Heute muss die Glocke werden.
Frisch Gesellen, seid zur Hand.

Von der Stirne heiß
rinnen muss der Schweiß,
soll das Werk den Meister loben,
doch der Segen kommt von oben.

Zum Werke, das wir ernst bereiten,
geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden sie begleiten,
dann fließt die Arbeit munter fort.
So lasst uns jetzt mit Fleiß betrachten,
was durch die schwache Kraft entspringt.
Den schlechten Mann muss man verachten,
der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ist's ja, was den Menschen zieret,
und dazu ward ihm der Verstand,
dass er im innern Herzen spüret,
was er erschafft mit seiner Hand.

Nehmet Holz vom Fichtenstamme,
doch recht trocken lasst es sein,
dass die eingepresste Flamme
schlage zu dem Schwalch hinein.
Kocht des Kupfers Brei,
schnell das Zinn herbei,
dass die zähe Glockenspeise
fließe nach der rechten Weise.
 
Was in des Dammes tiefer Grube
die Hand mit Feuers Hülfe baut,
hoch auf des Turmes Glockenstube
da wird es von uns zeugen laut.
Noch dauern wird's in späten Tagen
und rühren vieler Menschen Ohr
und wird mit dem Betrübten klagen
und stimmen zu der Andacht Chor.
Was unten tief dem Erdensohne
das wechselnde Verhängnis bringt,
das schlägt an die metallne Krone,
die es erbaulich weiterklingt.

Weiße Blasen seh ich springen.
Wohl! Die Massen sind im Fluss.
Lasst's mit Aschensalz durchdringen,
das befördert schnell den Guss.
Auch von Schaume rein
muss die Mischung sein,
dass vom reinlichen Metalle
rein und voll die Stimme schalle.

Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus,
und drinnen waltet
die züchtige Hausfrau.
Die Mutter der Kinder,
und herrschet weise
im häuslichen Kreise,
und reget ohne Ende
die fleißigen Hände.
Und der Vater mit frohem Blick
überzählet sein blühend Glück,
siehet der Pfosten ragende Bäume
und der Scheunen gefüllte Räume.

Rühmt sich mit stolzem Mund:
Fest, wie der Erde Grund,
gegen des Unglücks Macht
steht mir des Hauses Pracht!
Doch mit des Geschickes Mächten
ist kein ewger Bund zu flechten,
das Unglück schreitet schnell. Wohltätig ist des Feuers Macht,
wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
doch furchtbar wird die Himmelskraft,
wenn sie der Fessel sich entrafft.
Flackernd steigt die Feuersäule,
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Tiere wimmern unter Trümmern,
Alles rennet, rettet, flüchtet,
Taghell ist die Nacht gelichtet,
Durch der Hände Kette fliegt der Eimer, sprützen Wasserwogen.
Heulend kommt der Sturm geflogen.
In den öden Fensterhöhlen wohnt das Grauen,
und des Himmels Wolken schauen.
Noch köstlicheren Samen bergen wir trauernd in der Erde Schoß
hoffen, dass er aus den Särgen erblühen soll zu schönerm Los.

Meister rührt sich und Geselle
in der Freiheit heil'gem Schutz;
jeder freut sich seiner Stelle,
bietet dem Verächter Trutz.
Holder Friede weilet, weilet freundlich über dieser Stadt!
Möge nie der Tag erscheinen, wo des rauen Krieges Horden
dieses stille Tal durchtoben;
wo der Himmel, den des Abends sanfte Röte lieblich malt.

Heil'ge Ordnung, segensreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
frei und leicht und freudig bindet,
die der Städte Bau gegründet,
die herein von den Gefilden
rief den ungesell'gen Wilden,
eintrat in der Menschen Hütten.
Sie gewöhnt zu sanften Sitten
und das teuerste der Bande
wob, den Trieb zum Vaterlande!

Fest gemauert in der Erden
steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Heute muss die Glocke werden.
Frisch Gesellen, seid zur Hand.

Wenn die Glock' soll auferstehen,
muss die Form in Stücken gehen.
Der Meister kann die Form zerbrechen
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit;
Doch wehe, wenn in Flammenbächen
das glüh'nde Erz sich selbst befreit!
Blindwütend mit des Donners Krachen
zersprengt es das geborstne Haus,
und wie aus offnem Höllenrachen
speit es Verderben zündend aus.

Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
da kann sich kein Gebild gestalten;
Wenn sich die Völker selbst befrein,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.
Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
der Feuerzunder still gehäuft,
das Volk, zerreißend seine Kette,
zur Eigenhilfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocke Strängen
der Aufruhr, dass sie heulend schallt,
und, nur geweiht zu Friedensklängen,
die Losung anstimmt zur Gewalt.
"Freiheit und Gleichheit!" hört man schallen;
der ruh'ge Bürger greift zur Wehr,
die Straßen füllen sich, die Hallen,
und Würgerbanden ziehn umher.

Fest gemauert in der Erden
steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden.
frisch Gesellen, seid zur Hand.

Und dies sei fortan ihr Beruf,
wozu der Meister sie erschuf:
Hoch über'm niedern Erdenleben
soll sie im blauen Himmelszelt,
die Nachbarin des Domes, schweben
und grenzen an die Sternenwelt,
soll eine Stimme sein von ob

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